Wärmenetze in der Praxis – Anregungen für Kusterdingen

Am 13. Oktober 2025 fand im Landratsamt Tübingen die Veranstaltung „Wärmenetze in der Praxis – Lösungen in der Region“ statt. Vertreterinnen und Vertreter aus Gemeinden des Landkreises tauschten sich über ihre Erfahrungen beim Aufbau und Betrieb moderner Nahwärmenetze aus. Ziel war es, zu zeigen, wie klimafreundliche Wärmeversorgung regional umgesetzt werden kann – und welche Chancen sich daraus besonders für Kusterdingen ergeben.

Wärmenetze als zentraler Baustein der Energiewende

Im Impulsvortrag von Janosch Ludwig (Agentur für Klimaschutz im Kreis Tübingen) wurde deutlich, dass Wärmenetze ein entscheidender Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität sind. Rund 80 Prozent des Energieverbrauchs im Landkreis entfallen auf Wärme. Besonders in kleineren Gemeinden besteht großes Potenzial für gemeinschaftliche, effiziente Lösungen. Aktuelle Förderprogramme schaffen attraktive Bedingungen für den Start solcher Projekte.

Beispiele aus der Region

Breitenholz: Dort betreibt eine Bürgergenossenschaft ein Wärmenetz, das zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt wird – 65 Prozent Holzhackschnitzel und 35 Prozent Solarwärme. Der Bau wurde mit Fördermitteln und Bürgerkapital finanziert. Wichtige Erfolgsfaktoren waren die Einbindung lokaler Betriebe und eine kontinuierliche Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Dußlingen: Mit dem Projekt „Rewarm“ hat die Gemeinde ein kommunales Wärmenetz geschaffen, das Schritt für Schritt erweitert wird. Die Gemeinde betreibt das Netz selbst und arbeitet eng mit Betrieben aus der Region zusammen. Durch faire Preise und Versorgungssicherheit gelingt es, Bürgerinnen und Bürger vom Anschluss zu überzeugen – ganz ohne Zwang.

Tübingen und Dettenhausen: Die Stadtwerke Tübingen erweitern bestehende Netze und kombinieren sie künftig mit Solarthermie, Biomasse und Großwärmepumpen. In Tübingen sollen mehrere kleinere Netze zu einem großen Verbundsystem zusammengeführt werden, um mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs bis 2045 klimaneutral zu decken.

Was bedeutet das für Kusterdingen?

Die vorgestellten Projekte zeigen: Wärmenetze funktionieren dort am besten, wo Gemeinde, Bürgerinnen und Bürger sowie Fachleute zusammenarbeiten. Für Kusterdingen bietet sich nun die Gelegenheit, im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung eigene Wege zu gehen.

  • Entwicklung von Quartierskonzepten und Prüfung geeigneter Gebiete für Nahwärme
  • Einbindung der Bürgerschaft über Genossenschafts- oder Beteiligungsmodelle
  • Aufbau eines kommunalen Eigenbetriebs oder einer Kooperation mit Energieversorgern
  • Nutzung regionaler Ressourcen und lokaler Wertschöpfung
  • Schrittweiser Ausbau, beginnend in geeigneten Ortsteilen oder Neubaugebieten

Ein Nahwärmenetz kann Kusterdingen helfen, langfristig CO₂-Emissionen zu senken, Energiepreise stabil zu halten und die Gemeinde unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu machen. Entscheidend sind eine sorgfältige Planung, Bürgerbeteiligung und wirtschaftlich tragfähige Lösungen.

Weitere Detail zur Veranstaltung einschließlich der Präsentationsfolien aller Beiträge der Veranstaltung sind zu finden auf der Homepage der Härtenliste: Weitere Informationen